Rekonstruktion des Deckels sowie Konservierung und Restaurierung einer barocken oberhessischen Hochzeitstruhe

Marburger Finkentruhe

 

Bedeutung des Objekts / Materialien / Ausführung / Datierung
1768 entstandene oberhessische Hochzeitstruhe oder Finkentruhe mit aufwändiger Marketerie und charakterischen Finkendarstellungen.

Die in Eiche auf Fichte/Tanne-Blindholz aufgedoppelte Truhe mit figürlicher Marketerie in verschiedenen Obsthölzern auf der Schauseite sowie Stabmaketerien in Eiche/Mooreiche wies einen sekundär, sehr schlicht und nicht fachgerecht ergänzten Truhendeckel mit eisernen Innenbändern auf.

Datierung und Widmung auf der Frontseite, unten: 1768 / BARBAR
Die Truhe diente als Aussteuertruhe einer "Barbara", welche namentlich mittig der Datierung Erwähnung findet.

Der Korpus weist neben seitlichen, eisernen Handhaben aufwändige Band- und Feldmarketerien auf. Die Gliederung der vier Felder auf der Schauseite zeigen detaillreiche Vogelfiguren und das Interieur war mit Papier ausgelegt, wie Reste belegen. Des Weiteren ist ein Kerzenfach ohne Deckel und das barocke Schloß mit Schlüsselschild erhalten.

Aufgabe und Ziel der Maßnahmen war die Rekonstruktion des barocken Truhendeckels, nach historischem Vorbild und unter Maßgabe der Verwendung historischer Materialien und Werkzeuge sowie die Konservierung und Restaurierung des originalen Korpus.
Wesentlich dabei sollte vorallem auch die Wiedergabe der am Korpus erhaltenen Werkzeug- und Bearbeitungsspuren darstellen, insbesondere durch die Verwendung barocker Hobel. Im Vergleich mit dem originalen Korpus weist der Deckel gleiche Handwerksspuren auf.

 

 

Zustand nach der Rekonstruktion des Truhendeckels sowie
der Konservierung / Restaurierung der Truhe

 

Vorzustand / Rekonstruktion des Truhendeckels

Vorbereitungen: Materialienauswahl, Aufmaß und Zuschnitt

Ausarbeitung der beiden Felder des Deckels

Verwendung historischer Hobel

Ausarbeitung beider Felder

Aufgedoppelte Eiche auf dem Blindholz

Vorbereitung der zweifarbigen Stabmarketerie

Einleimen der Marketerie

Zwischenzustand ohne Innenfelder

Passgenau mit Innenfelder

Fixieren der Leisten mittels Holznägeln

Truhendeckel geschliffen und gereinigt

 

Rekonstruktion / Konservierung / Restaurierung

• Reinigung

• Konsolidierungen brüchiger Partien

• Holzarbeiten:
Schließen der Trockenrisse
Schließen der Ausfluglöcher des ehemaligen Schädlingsbefalls

• Ergänzung von Fehlstellen

• Anfertigung des Kerzenfachdeckels

• Abnahme des sekundär ergänzten Truhendeckels und der Innenbänder

• Rekonstruktion des Truhendeckels, nach historischem Vorbild

• Wiederherstellung der mechanischen Funktionen (Schloss / Anfertigung eines Schlüssels)

• Leinöl-Wachs-Oberfläche

 

 

Zwischenzustand

Nach der Rekonstruktion des Deckels folgen die konservierenden und restaurierenden
Maßnahmen am Korpus

Ergänzung des Kerzenfachdeckels und Befestigen des rekonstruierten Truhendeckels mittels eisernen Innenbändern am Korpus; das Interieur weist Papierreste auf

Aufsicht auf die Innenseite des rekonstruierten Deckels im Rohzustand

 

Endzustand

Abschließende Oberflächenbehandlung des rekonstruierten Truhendeckels, dem Original entsprechend

Farbliche Angleichung der Inneneite des Deckels an den Korpus

Konservierte und restaurierte barocke Finkentruhe, mit nach historischem Vorbild
rekonstruierten Deckel

 

Falls Sie Fragen zu Konservierungen und Restaurierungen haben,
rufen oder mailen Sie uns an. Wir stehen Ihnen sehr gerne zur Verfügung.