Konservierung und Restaurierung eines aufwändig ornamentierten Spiegelrahmens mit Blütenranke und Putti

Spiegelrahmen mit aufwändiger floraler Ornamentik und
Putti I, II und III aus der Vergolderwerkstatt Joseph Radspieler
`Fa. Radspieler & Comp. München´

Zustand nach der Restaurierung

 

 

Objektzustand / Schadenskartierung

Der aus dem Radspielerhaus München - Vergolderwerkstatt Joseph Radspieler stammende, um 1860 gefertigte polychrome Spiegelrahmen, mit überaus reicher und aufwändig gestalteter floraler Ornamentik / Rosenranken und flankierenden Putti, wies zu Beginn der umfangreichen Voruntersuchungen und der Befunderstellung sehr starke Beschädigungen und Verschmutzungen auf. Neben Abplatzungen und Fehlstellen zeigte das im RestaurierungsAtelier Rebensburg konservierte, restaurierte und rekonstruierte Objekt insbesondere im Sockelbereich Feuchtigkeitsschäden.

Das in neobarocker Manier gestaltete Rahmenwerk weist eine kreidegrundierte, profilierte Holzleiste mit üppiger ornamentaler Rahmenzier (Stuck) und die Maße: L 120 cm / B 80,0 cm / T 30,0 cm auf. Der originale Spiegel sowie die zweiteilige hölzerne Rückseite mit einem Etikett des Herstellers `Fa. Radspieler & Comp. München´ sind erhalten.

Das höchst qualitätvolle Objekt von herausragender kunsthistorischer Bedeutung findet eine Parallele in einem Kunst- und Sammlungsobjekt, welche von Joseph Radspieler für König Ludwig II. von Bayern für die `Blaue Grotte´ in Linderhof angefertigt wurde. Das um 1872 gefertigte muschelförmige Boot weist neben einer reichen floralen Rosenranken-Ornamentik figürliche Darstellungen auf.

 

Übersicht der Schäden

• Starke Schmutzauflagerungen und Verfärbungen der Fassungen (dunkelgrau/schwarz) insbesondere in den ornamentierten Zonen des Rosenblüten umkränzten Rahmens und der figürlichen Bereiche.

• Innerhalb der gestuckten Rahmenzier und in den Bereichen der figürlichen Darstellungen liegen partiell großflächige Beschädigungen und Fehlstellen vor, wie Ausbrüche und Abplatzungen / Lose Bereiche / Rissbildungen etc. Die darunter liegende Kreidegrundierung bzw. die hölzerne Rahmenbasis ist erkennbar:

Putto I (Position links oben) weist neben einer zerstörten rechten Hand, beide Flügel als fehlend auf. Putto II (Position rechts unten) liegt lose in mehrere Teile zerbrochen vor. Beide Flügel, die linke Hand und der rechte Unterarm fehlen. Umfangreiche Abplatzungen, Ausbrüche, Risse und Fehlstellen sind ebenfalls an Putto III (Puttogesicht - Position links unten) zu verzeichnen.

Rosen- und Rankenzier: Abgebrochene, abgeplatzte Partien mit sichtbaren Armierungsresten liegen vor. Diverse lose Bruchstücke, welche zugeordnet werden können, sind erhalten. Auf der rechten Rahmenseite ist mittig eine lose herab gebogene Rosenranke erhalten. Deren zweiter Befestigungspunkt konnte den Befunden zu Folge Putto I zugewiesen werden.

Sockel: Der stark beschädigte Sockelbereich, welcher beidseitig polychrome Schneckenzier und ein mittig platziertes Gitterwerk aufweist, liegt in einem desolaten Zustand vor. Der fehlende Konsolbereich lässt die hölzerne Basis und Kreidegrund- sowie Fassungsreste erkennen.

 

Übersicht des Fassungserhalts

Die Geschlossenheit der Fassungen ist in Folge der zahlreichen Fehlstellen stark beeinträchtigt. Den Befunden entsprechend gab es mindestens eine Überfassung der originalen Grundfassung, welche ursprünglich in einem zarten Pastellgelb gehalten wurde. Nach eingehenden Untersuchungen lassen sich zart erhaltene Fassungsreste in den Pastelltönen Rot, Blau, Grün und Gelb/Orange, insbesondere mit zarter Streifenmalereien in den Blütenblättern nachweisen. Eine sekundäre Fassung in wurde mit Kaseinfarbe in Antikweiß/Elfenbeinweiß ausgeführt.

Datierung: um 1860

 

Vorzustand

Rahmenwerk mit überbordender Rosenblüten-Ornamentik / Detail der Bekrönung
und der starken Verschmutzung sowie der umfangreichen Schäden

Putto I / Position links oben

Details / Fehlendes Flügelpaar und starke Rissbildungen am Korpus

Putto II / Position rechts unten

Putto II stark beschädigt und lose vorliegend / Keine Fixierung am Rahmenwerk /
Rechte Hand und linker Unterarm fehlend / Rechtes Bein abgebrochen

Detail / Rückseite - Fehlende Flügel / Ausbrüche am Lendenschurz

Detail / Starke Rissbildungen am Korpus / Armierungen erkennbar

Detail / Rechtes Bein mit sichtbarer Holzarmierung - Putto II

Sockelbereich mit Putto III / Position unten links mit
florale Schneckenornamentik unterhalb

Detail / Rankenornamentik mit Blüten- und Blätterzier über dem stark beschädigten
Sockelbereich mit Gitterwerk

Befestigungspunkt für Putto I mit Schneckenzier /
Sekundär herab gebogene Rosenranke rechts im Bild

Großflächige Schadstellen im Sockelbereich sichtbar

 

Konservierung / Restaurierung / Rekonstruktion

Abnahme der Rückfront und Ausrahmen des Spiegels - Reinigen sämtlicher Details - Konsolidieren fragiler Bereiche - Rekonstruieren der Ornamentik sowie der figürlichen Darstellungen - Einfügen der erhaltenen Details - Ergänzen von Fehlstellen - Kolorieren / Retuschieren der Ergänzungen - Einrahmen des Spiegels und Einpassen der Rückfront

Reinigen des Rahmenwerks

Konsolidierung / Festigung brüchiger bzw. loser Partien innerhalb der
Kreidegrundierungen und der Malschichten

Ergänzungen der Fehlstellen / Schließen der Risse, Abplatzungen und Ausbrüche /
Rekonstruktion fehlender Details

Detail / Rosenblüte mit Blätterwerk der erhaltenen Ranke

Putto I / Flügelrekonstruktionen

Putto II / Einpassen und Fixieren am vorgesehenen Befestigungspunkt

Putto III / Ergänzungen

Verleimen der Rückwand

 

Zwischenzustand

Konservierter, restaurierter und rekonstruierter neobarocker Rahmen /
Zwischenzustand

Kolorierung der Ergänzungen, dem originalen Befund entsprechend

Rekonstruktion der Konsole / Sockelbereich

 

Endzustand

Konservierter, restaurierter und rekonstruierter neobarocker Rahmen mit
detailreicher Ausstattung / Privatsammlung

 

 

Falls Sie Fragen zu Konservierungen und Restaurierungen haben,
rufen oder mailen Sie uns an. Wir stehen Ihnen sehr gerne zur Verfügung.

RestaurierungsAtelier Rebensburg

http://www.rebensburg.com/